Was zum Teufel ist da schief gelaufen? Fünf gebildete, erfolgreiche Menschen – Anwälte, Künstler, Intellektuelle – als Freunde, Verwandte oder Liebespaare aufs Schönste miteinander verbunden, das großartige New York buchstäblich zu ihren Füßen – und am Ende bleibt nur ein Trümmerhaufen: Die Kollegen verfeindet, die Freunde verhasst, die Liebenden geschieden.
Wie so oft: Die Religion war’s. Nicht nur, aber auch. Ganz überwiegend sogar: Amir, Sohn pakistanischer Einwanderer, ist ein brillanter Anwalt. Er verdient haufenweise Geld in einer angesehenen jüdischen Kanzlei in New York, trägt piekfeine Anzüge, hat eine attraktive Frau und wohnt in einem schneeweißen Appartement hoch über Manhattan. Eben eine dieser Karrieren, die es nur im verheißenen Amerika zu geben scheint, für jeden Tüchtigen, wo immer er herkommt, was immer er mitbringt. Aber seine nur mühsam unterdrückte islamische Herkunft spielt Amir einen folgenreichen Streich – irgendwie habe er „Befriedigung“ verspürt, erklärt er seinen verdutzten Gästen, an jenem 9. September, diesem Schicksalstag der amerikanischen Geschichte, weil endlich auch einmal „die Richtigen gesiegt“ hätten. Das könnte ein blöder Party-Gag sein, über den man rasch hinweghört. Oder der Auftakt zu einem gelehrt-provozierten Diskurs. Aber Amir geht es um mehr. Einmal in Fahrt gekommen, gesteht der von Isaac, dem jüdischen Galeristen (und heimlichen Liebes-Erpresser) seiner Frau als „verkappter Drecks-Dschihadist“ bezeichnete Karrierist, dass er zuweilen nichts dagegen habe, wenn der iranische Präsident alle Israelis einfach ins Meer treiben wolle.
Das sitzt. Bei Freund und Feind. Und bei Amir selbst. Von nun an beherrscht ein fulminanter Party-Crash die Bühne. Niederste Instinkte – Hass und Beleidigung, Neid und Betrug – brechen sich Bahn. Am Ende eine zerschmetterte Gruppe zerschmetterter Freunde. No more hope, nowhere. Amirs kluger Neffe bringt es auf den Punkt: Was nützt all das Abgestrampele in diesem – neuerdings noch ein bisschen weißeren, christlicheren, nationaleren – Land der ungeahnten Möglichkeiten? „Nichts. Wir sind geächtet“. Ein Drama ohne Helden, eine Inszenierung zum Anfassen, ein Abend zum Verzweifeln – so muss Theater sein.
Maximiliane (9c) und Cornelius Simons